Tarifinfos Energie

GASAG: Bange machen gilt nicht!

Sechste Verhandlungsrunde erfolglos, ver.di ruft Beschäftigte der GASAG-Gruppe zum Warnstreik
27.06.2022
Zahlreiche Aktive folgten dem Aufruf von ver.di zu Warnstreiks bei der GASAG.

Nach einer bislang ergebnislosen Tarifrunde rief ver.di die Beschäftigten der GASAG-Gruppe am heutigen Montag, den 27. Juni 2022, zu einem ganztägigen Warnstreik auf. 

ver.di führt seit April 2022 Vergütungstarifverhandlungen für den größten Teil der Beschäftigten der GASAG-Gruppe. Betroffen sind die Beschäftigten der Netzgesellschaft Berlin-Brandenburg (NBB), das Kompetenzzentrum Kritische Infrastruktur (KKI), der Berliner Erdgasspeicher (BES) und die GASAG Solution Plus (GSP). Zuletzt hatte am vergangenen Dienstag, den 21. Juni, in der mittlerweile sechsten Verhandlungsrunde die ver.di-Verhandlungskommission wieder einmal versucht, der Arbeitgeberseite deutlich zu machen, dass ihre Vorstellungen von einem fairen, angemessenen und wertschätzenden Angebot an der Realität vorbeigehen und die Beschäftigten zu Recht mehr verdient haben. Angekommen ist das bei der Arbeitgeberseite noch nicht. 

 

Nach der sechsten Verhandlungsrunde liegt immer noch kein Angebot vor, welches die herausragenden Leistungen der Beschäftigten in der Pandemie würdigt und für die bevorstehenden Herausforderungen motivieren würde!

Marcus Borck, ver.di-Landesfachbereichsleiter Berlin-Brandenburg

Ein Novum bei den Verhandlungen: Herr Friedrichs gab sich die Ehre und nahm zu Beginn an der sechsten Verhandlungsrunde teil. Ein neues Angebot hatte er bedauerlicherweise nicht dabei. Stattdessen nutzte er die 20 Minuten seiner Anwesenheit, der Verhandlungskommission darzulegen, in welcher politisch und wirtschaftlich kritischen Lage die GASAG-Gruppe aktuell stecke. Es sei davon auszugehen, dass der Bundeswirtschaftsminister in den nächsten Tagen die zweite Stufe des Energiesicherungsgesetzes zünden würde.

Herr Friedrichs bat daher ausdrücklich darum, möglichst schnell zu einem Abschluss zu kommen, der perfekte Zeitpunkt für einen Tarifabschluss wäre verpasst, jetzt müsse damit gerechnet werden, dass das, was diese Woche auf dem Tisch liegt, nächste Woche nicht mehr möglich sein könnte ...

Uns ist klar, dass die aktuelle Situation des Gasmarktes keine einfache ist. Dass vor diesem Hintergrund die Arbeitgeberseite hohe Erwartungen an die Beschäftigten hat, wenn es um die Erfüllung der Anforderungen aus der zweiten Stufe des Energiesicherungsgesetzes geht, ist auch allen klar. Und der Arbeitgeber kann sich auch sicher sein, dass seine Beschäftigten verantwortungsbewusst handeln und sich engagieren werden – wie in der Vergangenheit auch. Aber Bange machen, Erwartungen haben und dafür nix mitbringen? Das funktioniert so nicht!

Im Übrigen haben wir noch nie erlebt, dass die Arbeitgeberseite mal sagt: „Jetzt ist die richtige Zeit für Tarifverhandlungen und hohe Abschlüsse!“ Tarifverhandlungen kommen für Arbeitgeber grundsätzlich zur Unzeit!

Die Arbeitgeberseite hat dann ohne Herrn Friedrichs noch weitere Angebote gemacht, die allerdings alle nicht über das hinausgehen, was vorher schon auf dem Tisch lag:

  • Da war die Rede von zwölf Monaten Laufzeit mit einer Erhöhung von 3,0 Prozent.
  • Auch insgesamt 24 Monate wären weiterhin wünschenswert mit einer Erhöhung von 3,0 Prozent und weiteren 3,3 Prozent nach 15 Monaten.
  • Auch eine Laufzeit von 15 Monaten wäre vorstellbar, dies allerdings mit drei Leermonaten und einer prozentualen Erhöhung ab Juli 2022 von 3,7 Prozent.

 

Die GASAG-Gehälter liegen unter den vergleichbaren Einkommen bei Vattenfall und Stromnetz Berlin. Gleichzeitig fordert die GASAG-Gruppe von ihren Beschäftigten nun Höchstleistungen in der Gaskrise!

Ellen Naumann, Gewerkschaftssekretärin und ver.di-Verhandlungsführerin

Die Verhandlungskommission hat wiederum eigene Ideen entwickelt und dem Arbeitgeber deutlich gemacht, wo es noch massiv hakt. Er soll sich doch nicht wieder an lange Laufzeiten hängen und gerade auch Regelungen für ver.di-Mitglieder berücksichtigen, die sogar finanzielle Vorteile für die Arbeitgeberseite bringen könnten.

Insgesamt sind wir in allen Verhandlungen immer wieder ein Stück weit entgegengekommen mit dem Abrücken von unseren ursprünglichen Forderungen:

  • Vergütungserhöhung von 7,5 Prozent
  • 100 Euro mehr Ausbildungsvergütung
  • zwölf Monate Laufzeit
  • deutliche Anpassung von Wechselschicht- und Schichtzuschlägen

Arbeitgeberseitig haben wir allerdings nur wenig Bewegung erlebt, stattdessen eher Beharren auf langen Abschlüssen mit niedrigen prozentualen Erhöhungen. In der Pandemie war die Bereitschaft da, schnelle niedrige Abschlüsse zu machen. Die Situation war schwierig und die Beschäftigten sind dem Arbeitgeber entgegengekommen. Wo aber ist jetzt die Bereitschaft der Arbeitgeberseite, endlich mal den Beschäftigten angemessene Wertschätzung entgegenzubringen?

Nach fünf Verhandlungsstunden machte die Arbeitgeberseite deutlich, dass es aktuell keinen Sinn ergibt, die Verhandlungen fortzusetzen. Man wolle nächste Woche nochmal die Möglichkeit nutzen und die Tarifkommission näher über die Gasproblematik und ihre Folgen für die GASAG Gruppe informieren. Erst danach soll weiterverhandelt werden.

Was halten die Beschäftigten von den Angeboten der Arbeitgeberseite?

Dies könnt und sollt ihr in nächster Zeit eurem Arbeitgeber persönlich sagen können. Vielleicht kommt die Stimmung der Beschäftigten dann besser rüber als nur übers Berichten am Verhandlungstisch.

Einen ersten Vorgeschmack gab es bereits: In Folge der ernüchternden Verhandlungsrunde am 21. Juni rief ver.di am heutigen Montag, den 27. Juni, zum Warnstreik auf. Hier gibt es Bildmaterial mit zahlreichen ver.di-Aktiven beim Warnstreiktag: 

 

Die Motivation für Arbeitskämpfe ist hoch, denn die finanzielle Situation der Beschäftigten hat sich zwischenzeitlich inflationsbedingt deutlich verschärft, nicht zuletzt die hohen Energie- und Spritpreise führen zu erheblichen Verlusten. Hinzu kommt, dass die GASAG Gruppe in der Vergangenheit durch Ausgliederungen unterschiedliche Vergütungstarifverträge für ihre Unternehmen hat und damit auch Abstufungen der Gehälter einhergehen.

Wir werden andere Antworten finden müssen! Dazu brauchen wir euch alle!

Die vollständige ver.di-Pressemitteilung zum Thema findet ihr beim Landesbezirk Berlin-Brandenburg:

Unsere Tarifinfo zur sechsten Verhandlungsrunde gibt es hier als PDF:

 


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