Warum waren die letzten Tarifrunden in der Energiewirtschaft so erfolgreich? Auf der diesjährigen Tapo diskutierten ver.di-Aktive über die Gründe.
(Text: Johannes Schulten für das Magazin REPORT der Ver- und Entsorgung)
Ein starkes Lohnplus, Mitgliedervorteilsregelungen, mächtige Warnstreiks und viele neue Mitglieder. Die letzten Tarifrunden in der Energiewirtschaft waren ein voller Erfolg. Ein wichtiger Grund: eine verlässliche Kampagnen- und Strategieplanung, die etwa in der Anwendung des Prinzips der bedingungsgebundene Tarifarbeit zum Ausdruck kommt – also der Regel, nur da zu verhandeln, wo wir auch durchsetzungsstark sind. Doch mindestens genauso wichtig: kreative und durchsetzungsstarke betriebliche Aktive.
Auf der diesjährigen energie- und tarifpolitischen Arbeitstagung in Berlin gab es die einmalige Gelegenheit, mit sechs von ihnen über die Erfolge und vor allem die Gründe für diese zu diskutieren. Mit dabei: Kolleginnen und Kollegen aus Unternehmen des Arbeitgeberverbands energie- und versorgungswirtschaftlicher Unternehmen e. V. (AVEU), der EWE Oldenburg, von RWE und E.ON.
Dass sich Konsequenz am Ende auszahlt, zeigte das Beispiel Sachsenenergie, dem größten Unternehmen aus der AVEU-Gruppe. Hier war es zunächst nicht gelungen, das selbstgesteckte Ziel von 500 Mitgliedern zu erreichen. Grund zum Aufgeben? Mitnichten. Die Tarifkommission stand zur Abmachung und setzte auf Transparenz. „Wir als Tarifkommission haben ein Video aufgenommen, in dem wir den Kolleginnen und Kollegen erklärt haben, warum wir die erste Verhandlungsrunde abgesagt haben und erst weiter verhandeln werden, wenn wir stärker geworden sind.“ Das kam an: „Am Ende haben wir über 500 Mitglieder gewonnen und inzwischen kratzen wir an der 1.000er-Marke“, berichtete Heiko Hoffmann.
Auch Peter Schmitz von Westfalen Weser Netz lobt den Ansatz bedingungsgebundener Tarifarbeit:
Über sich hinausgewachsen sind die Kolleginnen und Kollegen der EWE AG in Oldenburg. „Wir haben Anfang des Jahres den ersten Warnstreik in unserer Unternehmensgeschichte organisiert“, berichtete Alexander Kramer. „Von so etwas konnten wir in den letzten 20 Jahre nur träumen.“ Über 1.000 Beschäftigte waren im Januar vor die Tore gezogen, um die Tarifforderung zu unterstreichen, trotz Schnee. Wie sie das auf die Beine gestellt haben? Durch lange, aktionsorientierte Vorarbeit: „Wir haben einen Roadtrip über verschiedene Standorte organisiert und die Kolleginnen und Kollegen erst mal abgeholt. Dann haben wir uns bereits während der Friedenspflicht mit mehreren Aktionen warmgelaufen.“ Am Ende standen 200 neue Mitglieder.
Stärker geworden ist ver.di auch bei der RWE. Hier hieß das Zauberwort "Mitgliederbonus". 100 Euro obendrauf für alle, die bei ver.di organisiert sind und 50 Euro für Azubis konnten in der Tarifrunde im März durchgesetzt werden. „Der Mitgliedervorteil hat uns in den vergangenen Monaten enorm geholfen, neue Mitglieder zu gewinnen“, sagte Tarifkommissionsmitglied René Ramakers.
Ähnlich ambitioniert ist das Ziel bei E.ON. Neben den üblichen Lohnforderungen wollen die Kolleginnen und Kollegen hier eine tariflich geregelte Modernisierung der Arbeitsbedingungen durchsetzen. Der Hintergrund: „Der E.ON-Konzern besteht aus sehr vielen unterschiedlichen Teilen. Wer hierher kommt, soll wissen, was ihn erwartet,“ erläuterte Axel Winterwerber, KBR-Vorsitzender bei E.ON. Um zu erfahren, was die Kolleginnen und Kollegen überhaupt wollen, wurden 30.000 Beschäftigte zu Wünschen und Kritik befragt. „Die Ergebnisse wurden in Arbeitsgruppen überführt und nun gemeinsam mit dem Management in sogenannten Mitarbeiterversprechen zementiert.“ Ziel ist es, diese Regeln bis Ende des Jahres gemeinsam mit ver.di zu tarifieren.
Bei EnBW war man guter Dinge, die Forderungen in der gerade abgeschlossenen Tarifrunde durchzusetzen. Kein Wunder, der Organisationsgrad liegt bei 95 Prozent. „Und vor allem sind wir bereit, auf die Straße zu gehen,“ stellte Thorsten Pfirmann klar.
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